Ehrenbürger Günter Särchen
Särchen war katholischer Sozialpädagoge, Publizist und Wegbereiter der deutsch-polnischen Aussöhnung. Für seine Verdienste erhielt der Wittichenauer 1993 das Bundesverdienstkreuz.
Die Kindheit des am 14. Dezember 1927 in Wittichenau geborenen Günter Särchen war geprägt von der Kultur der deutsch-sorbischen Oberlausitz.
In den letzten Kriegsmonaten wurde Särchen einberufen, kam in Gefangenschaft, überlebte das Kriegsgefangenenlager Bad Kreuznach schwer erkrankt. Nach dem Krieg engagierte er sich sofort in der katholischen Jugendarbeit. Auch in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) sah er anfangs eine große Chance, Deutschland zum Besseren zu verändern. Doch bereits Anfang 1947 durchschaute er den einseitig stalinistischen Charakter dieser Organisation; es gab erste Verhöre durch sowjetische Politoffiziere.
1952 schloss Särchen in Westberlin sein Studium als Diplom-Sozialpädagoge ab. Später baute er in Magdeburg eine eigene Medienstelle für alle katholischen Jurisdiktionsbezirke in der DDR auf. Diese leitete er bis zu seiner Invalidisierung 1984. Seit 1950 veröffentlichte er als freier Mitarbeiter im St. Benno-Verlag verschiedene Schriften und war Mitherausgeber der ersten katholischen Jugendzeitschrift, die bereits 1953 verboten wurde.
Im Jahr 1985 musste er nach zwei längeren Zuführungen durch die Staatssicherheit mehrere Wochen auf der Intensivstation im Krankenhaus zubringen. 1987 schied er aus dem Seelsorgeamt Magdeburg aus, nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem neuen Vorgesetzten. Der wollte Särchens Engagement für Polen nicht mehr unterstützen. Als einer der Begründer der Stiftung „Kreisau“ setzte sich Günter Särchen aber weiter für Verständigung zwischen den Völkern ein.
Günter Särchen blieb seiner Heimatstadt immer eng verbunden. Er war Gründungsmitglied des Heimat- und Kulturring Wittichenau-Kulow e. V.. Der Verein engagiert sich bis heute in den Bereichen Kultur, Bildung und Sport.
In seinen letzten Lebensjahren zog sich Günter Särchen immer mehr zurück und hielt nur noch sporadisch Vorträge zu Polen. Günter Särchen starb am 19. Juli 2004 in seinem Heimatort Wittichenau.
Günter Särchen wurde 1998 aufgrund seiner unermüdlichen Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Polen Ehrenbürger seiner Heimatstadt Wittichenau.