Am Vorabend des 1. Mai werden in Wittichenau und den umliegenden Dörfern Maibäume von der Dorfgemeinschaft oder dem Jugendclub aufgestellt. Der oft bis zu 30 m hohe geschälte Baumstamm, der mit einer Girlande aus frischem Tannengrün umwunden und mit einer jungen Birke oder Fichte an der Krone geschmückt ist, ist Zeichen für den Frühling. Im oberen Drittel des Baumes schmückt ein ebenso mit Tannengrün umwickelter Kranz mit bunten Bändern. Oft wird auch die sorbische Fahne als Symbol des sorbischen Volkes an der Spitze angebracht.
Mit dem aus vorchristlicher Zeit stammenden Ritual soll das frische Grün Gesundheit, Glück und Fruchtbarkeit in das Dorf und zu den Menschen bringen.
Die frühesten Aufzeichnungen über das Aufstellen des Maibaums im sorbischen Siedlungsgebiet reichen in das Jahr 1850 zurück. Da berichtete die Zeitschrift der Katholischen Sorben „Jutnička“ vom Maibaumstellen in Orten, wie Piskowitz, Miltitz, Höflein und Ostro.
Ist der Baum mithilfe von gekreuzten Stangen aufgestellt und befestigt, singen Helfer und Zuschauer das Kirchenlied „Großer Gott wir loben dich“ in sorbischer oder deutscher Sprache. Je nach Sangesfreude schließt sich das Lied „Der Mai ist gekommen“ an, bevor nach getaner Arbeit ein kühles Wittichenauer „Blondes“ getrunken wird.
Eine lange Tradition hat das „Bewachen“ des Maibaums in der ersten Nacht vor den Jugendlichen der Nachbarorte, deren Ansinnen es ist, den Maibaum abzusägen und den Kranz als Trophäe mitzunehmen. Wenn dies gelungen war, durfte sieben Jahre lang kein Maibaum mehr aufgestellt werden, so die Legende.
Was früher sicher als Schabernack aufgefasst wurde, ist heute alles andere als dies. Neben dem Sicherheitsaspekt beim Sägen des Maibaums des Nachts, überwiegen Enttäuschung und Unverständnis. Eine Tradition, die in den Dörfern gelebt wird, das Zusammenkommen der Dorfgemeinschaft wird mit dem Absägen des Maibaums zunichte gemacht.